Kirchweihleichen by Friederike Schmöe (Hrsg.)
Autor:Friederike Schmöe (Hrsg.) [Schmöe, Friederike]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-07-18T16:00:00+00:00
Der Kommissar stand über der Leiche und dachte, dass die Spurenlage ein Albtraum war. Die Tatwaffe war nirgends zu finden. Es wimmelte nur so von Fußabdrücken, Pissepfützen, Zigarettenstummeln, weggeworfenen Servietten, gebrauchten Kondomen und Verpackungen. Vermutlich würden sie nie herausfinden, was davon mit der Kleinen zu tun hatte und was nicht.
Sie war um die 14 und sah aus, wie Mädchen in dem Alter eben aussahen, und hatte an, was Mädchen in dem Alter eben anhatten. Kein Grund, warum sie hätte sterben sollen.
Der Kommissar hob den Kopf und schaute zu dem Festbetrieb hinüber, der mit unverminderter Lautstärke weiterging, und dachte, dass dort drüben Tausende männlicher Verdächtiger auf ihn warteten, die alle mindestens genauso normal und durchschnittlich waren. Von ihrem Alkoholpegel einmal abgesehen. Wie sollte er wissen, welcher von denen zu viel getrunken und am Ende zugeschlagen hatte? Denn darum handelte es sich ja wohl hier. War sie zu jung gewesen und hatte sich entziehen wollen? Oder hatte sie ihn angemacht und dann doch noch gestoppt? Stoppen wollen. Oder hatte sie einfach das Pech gehabt, des Weges zu kommen, als Promille und Hormone gerade ihre fatalste Konstellation erreicht hatten?
Es war ein ungemütliches Eck, in dem sie lag. Andererseits nicht wirklich abgelegen. Nichts hier oben auf dem Berg war wirklich abgelegen. Die Besucher, zumindest die Einheimischen, kreuzten und querten die Waldwege oft, um Abkürzungen nach Hause zu nehmen. Hatte sie das getan? Oder war das hier die angetrunkene Vorstellung ihres Begleiters von einem romantischen Fleck gewesen?
Der Kommissar betrachtete ihr Gesicht. Sie war so ein hübsches Ding gewesen. Sicher war sie hergekommen, um mit ihren Freunden den Nachmittag zu genießen. Sie tat ihm leid. Er hoffte, dass ihr letzter Tag es gut mit ihr gemeint und sie Spaß gehabt hatte. Immerhin war Annafest.
Später, als der Obduktionsbericht kam, sollte er erleichtert sein zu hören, dass sie nicht vergewaltigt worden war. Er hatte es sich schon gedacht, da sie ihre Jeans noch angehabt hatte. Auch einvernehmlicher Verkehr fiel aus. Es gab kein Sperma und das Hymen war intakt. Ihre Mutter erklärte, sie hätte noch keinen Freund gehabt und wäre auch an Verehrern nicht erkennbar interessiert und überhaupt insgesamt noch sehr kindlich gewesen. Um Liebe und Leidenschaft also war es nicht gegangen. Worum aber dann?
Am Abend desselben Tages gab es auf dem Fest noch einen Schwerverletzten, der es schneller in die Schlagzeilen schaffte und auch hartnäckiger dort blieb. Ein Betrunkener hatte von seinem Sitzplatz auf einem der Keller aus einen Maßkrug in die drunten vorbeiflanierende Menge geworfen und einen anderen Mann so unglücklich am Kopf getroffen, dass er schwer verletzt wurde. Es war eine Geste, geboren aus schäumendem Übermut, Dummheit und Alkohol.
War der Tod des jungen Mädchens, fragte der Kommissar sich, aus ganz ähnlichen Gründen erfolgt wie diese Attacke? Hätte sie genauso gut der Maßkrug treffen können statt des »unregelmäßig geformten Gegenstandes, vermutlich ein Stein?«, von dem der Obduktionsbericht sprach? Hatte sie nur mehr Pech gehabt, als der andere Volksfest-Besucher, der es nach einigen Tagen wieder aus der Intensivstation hinausschaffte?
Es sollte sich nie ermitteln lassen.
Dass ihre Brille fehlte,
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